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packend, mitreißend, einzigartig – „Der Fall Barschel“

„Der Fall Barschel“ – Das wegweisende und preisgekrönte TV-Event am 06. Februar 2016 in der ARD

Am Samstag, den 06. Februar 2016 um 20:15 Uhr feiert das packende TV-Event „Der Fall Barschel“ seine Premiere in der ARD.Produziert wurde der zweiteilige Politthriller von Ariane Krampe und inszeniert von Killian Riedhof. In den Hauptrollen sind Alexander Fehling, Fabian Hinrichs, Antje Traue, Matthias Matschke, Luise Heyer, Edgar Selge, Martin Brambach, Rainer Bock, Paula Kalenberg, Godehard Giese, Margarita Broich, Rolf Lassgård, u.v.w. zu sehen.

www.Tittelbach.tv schreibt:

„Der Fall Barschel“ braucht keinen Jahrestag, ist alles andere als öffentlich-rechtliches Gedenk-TV. Der Film von Kilian Riedhof („Homevideo“) beginnt als Buddy-Movie zweier hungriger Redakteure, die wild entschlossen sind, 1987 „Waterkantgate“ journalistische Impulse zu geben. Nach einer Stunde die Wende, es beginnt eine „Reise in die Finsternis“, auf der einer der beiden zu einer Art Wiedergänger Barschels wird. Dem Film, der ein Film ist über die Suche nach der Wahrheit und der den Tod Barschels logischerweise als unergründlichen Mythos stehen lässt, gelingt es, ohne die realistische Einschätzung der Faktenlage außer Acht zu lassen, aus der Kraft der Fiktion heraus etwas Neues zu schaffen, das viel über den Menschentypus Barschel & den Zeitgeist der 80er Jahre aussagt. Das 180minütige TV-Event ohne jeden falschen Hochglanz könnte für die deutsche TV-Fiction wegweisend sein.

„Der Fall Barschel“ beginnt als eine Art Buddy-Movie zweier jungdynamischer Journalisten, die wild entschlossen sind, 1987 die deutschen „Watergate“-Terrier der Washington Post, Bob Woodward und Carl Bernstein, zu sein, der eine, David Burger (Alexander Fehling), mehr, der andere, Olaf Nissen (Fabian Hinrichs), weniger. Aus der Perspektive dieser beiden hungrigen Redakteure einer fiktiven Hamburger Tageszeitung wird der Fall aufgerollt: Barschels Flugzeugabsturz, den er als einziger überlebt, Wahlkampfmann Pfeiffers Schmutzkampagne gegen Engholm („Waterkantgate“), Barschels Ehrenwort, sein Rücktritt, sein Tod in der Badewanne, das „Stern“-Foto, das um die Welt ging, „Bilanzselbstmord“ als 1987 einzig schlüssige Deutung, 1993 die „Schubladenaffäre“, die mit Engholms Rücktritt endet. Die Vierte Gewalt darf sich feiern, der kritische Journalismus scheint einen Sieg davongetragen zu haben. Allein David Burger reicht das nicht. Der sieht plötzlich den BND in die Affäre verwickelt, reist ständig nach Genf, trifft sich dort mit Barschels Bruder, einem namhaften Toxikologen und einem Informanten, der wie Burger bald selbst sein Leben ganz dem Fall gewidmet hat. Dieser ist irgendwann tot, was Burger nicht davon abhält, sich in noch größere Gefahr zu begeben – und so reist er nach Beirut, um dort einen einflussreichen internationalen Waffenhändler zu treffen. Seine Familie und seine Kollegen lässt er links liegen, auch die Frau (Antje Traue), die zwischenzeitlich besser zu seinem aufregenden und egozentrischen Leben passte als seine Ehefrau (Luise Heyer), und seine Kollegen, Nissen, der nun Ressortleiter ist, und Brauneck (Edgar Selge), seinen Mentor und Chef, stößt er ein ums andere Mal vor den Kopf. Vielleicht ist etwas dran an seinen Recherchen und vielleicht sind seine Informanten mehr als Wichtigtuer und Absahner – das aber ändert nichts daran, dass dieser Mann völlig den Boden unter den Füßen verloren hat. Er hat sich wahnhaft in etwas verstrickt, aus dem er nicht mehr herausfindet. „Nimmst du wieder diese Pillen“, fragt ihn seine Frau. Darauf Burgers Antwort: „Nein, ich habe nur einen über den Durst getrunken – Ehrenwort!“

…Nach etwas über einer Stunde, nachdem die Zeitgeschichte und der Mythos in Spielfilm-Form und äußerst packend weitgehend aufgearbeitet wurden, entwickelt sich „Der Fall Barschel“ zu einer „Reise in die Finsternis“ (Riedhof). Was dabei dunkler ist, die seelischen Abgründe des Helden, oder die undurchsichtigen Mächte im Staat, das bleibt konsequenterweise ähnlich offen wie die Barschel-Fragen. Mitunter scheint es, als würde dem Zuschauer hier ein Wiedergänger des Politikers begegnen. Barschel war ein Getriebener, karrierefixiert, tablettensüchtig, von Ängsten zerfressen, ein Mann, der für den Machterhalt offenbar zu vielem bereit war und von dem sich kurz vor seinem Tod außer deiner Familie alle abgewandt hatten. Auch David Burger vereinsamt im Laufe seiner Recherchen. Paranoia überkommt ihn – und die Hölle sind natürlich die Anderen, die, die seine Arbeit angeblich boykottieren. Ähnlich wie Barschel, der mit 38 Jahren Ministerpräsident war, führt dieser junge Vorzeige-Journalist ein Doppelleben – mit Speed, Schlaftabletten, Zweitwohnung und Geliebter beamt er sich in eine Parallelwelt. Und auch er kennt das schmerzhafte Alleinsein in Hotelzimmern, und auch er benutzt die Menschen für seine Zwecke. Der Fall weckt seine Dämonen und sie drohen, ihn zu verschlingen. Mit dieser Wendung dringt die Geschichte nicht nur tiefer in das Wesen Barschels ein, diesen Prototypen eines narzisstisch-suchthaften Menschen, sondern sie emanzipiert sich auch von einer Nur-Barschel-Geschichte zu einem Film auch über den Wandel des politisch-moralischen Zeitgeists und die Befindlichkeiten, die die 80er Jahre prägen. …

… Der Film ist chronologisch erzählt, legt gleich ein forsches Tempo vor, das freilich auch seinen jungenhaften Helden geschuldet ist, und dringt auf viel Information in kurzer Zeit, möglichst reizvoll vermittelt. Das junge Duo ist nicht nur gut gewählt, weil sich so viele Zuschauer an den Klassiker des Genres, „Die Unbestechlichen“, erinnert fühlen, sondern auch, weil sich die beiden Rechercheergebnisse, Theorien, Argumente und Gegenargumente in nie enden wollenden Wortgefechten um die Ohren hauen. Diese Männer sind wild, mitteilungsbedürftig, ein bisschen wollen sie auch die Welt verbessern, aber vor allem wollen sie einen großen Scoop landen – und die Filmsprache vermittelt das. Bewegung auf allen Ebenen (physisch, verbal, ästhetisch), motiviert durch die Recherchehektik der Helden – dadurch und weniger durch klassische Spannungsbögen entsteht ein Sog. Und so hat man nie den Eindruck, dass einem hier eine gesellschaftspolitische Lehrstunde verabreicht würde. Die Fakten stimmen und die Darreichungsform ist sexy. So wird auch der, der politisch nicht viel weiß über die späten 80er Jahre und dem das Pingpong der Fakten etwas schnell geht, trotzdem Zugang zur Handlung finden. Diese beiden Jungmänner muss man mögen – auch wenn der Dresscode früh andeutet, wer von den beiden längerfristig der Wahrheit verpflichtet sein wird und wer dagegen einen Karrieresprung machen und seinen Sympathiebonus irgendwann verspielen wird. Am Ende dann ist des Helden destruktive Energie gleichsam auch die Triebkraft der Geschichte: Ein von allem entfremdeter Mann in einer undurchschaubaren Welt. Ein finsterer Alptraum in fiebrigen Bildern, die Realität ein Puzzle aus gefährlichen Situationen, die Angst ein ständiger Begleiter. Alexander Fehlings typisches Spiel – häufig provozierend nah am Rande der „Ausdruckslosigkeit“ – war selten so gut wie hier. Dafür müssen andere ein bisschen mehr Leidenschaft in die Waagschale schmeißen: Fabian Hinrichs hat da die vergleichsweise dankbarere Rolle; sie ist kleiner und mehr Rampen-Sau. Geradezu perfekt ist die Mimikry von Matthias Matschke als Uwe Barschel, der sich auch in Bildern neben den echten Politikern wie Kohl oder Engholm sehr gut macht. Und was Antje Traue als Bild gewordene Verführung taugt, das weiß man spätestens seit „Mordkommission Berlin 1“

… Dieser herausragende Politthriller missbraucht die Wirklichkeit nicht, schafft allenfalls durch die große Könnerschaft in allen Gewerken eine neue Wirklichkeit, er lässt eine Qualität erkennen, die ausländischen Premium-Serien in nichts nachsteht und zeigt so dem zeitgeschichtlichen Fiction-Fernsehen einen möglichen, vielleicht typischen deutschen Weg zum ganz großen (Qualitäts-)Fernsehen, der da heißt: Eventfilm ohne Hochglanz-Attitüde oder Mini-Serie (man denke nur an „Morgen hör ich auf“, „Die Stadt und die Macht“, „Weißensee“). Der Bernd Burgemeister Preis beim Filmfest München kam nicht von ungefähr. Und selten stimmte die Begründung so wie hier: „Dokumentarisches, inszenierte Wahrheit und Fiktion werden perfekt und einander stimulierend miteinander verzahnt – Fernsehen ist hier ganz da, wo es sein kann, bei seinen eigenen Stärken: modern, aufregend, konfliktbereit.“

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Inhalt: Im Herbst 1987 blickt ganz Deutschland nach Kiel: Uwe Barschel (Matthias Mattschke), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, muss zurücktreten. Die beiden Journalisten David Burger (Alexander Fehling) und Olaf Nissen (Fabian Hinrichs) haben seine Verwicklung in die Bespitzelung seines politischen Gegners Björn Engholm aufgedeckt. Aber schon kurz nach ihrem Triumph findet man Barschel tot in der Badewanne eines Genfer Hotelzimmers. Olaf glaubt an den Suizid des tablettenabhängigen Politikers, doch David verbeißt sich in eine heikle Mordtheorie. Die Konkurrenz zwischen den beiden überschattet ihre Freundschaft. Je mehr Einzelheiten ans Licht kommen, desto undurchschaubarer wird der Fall. Sechs Jahre sind vergangen. Noch immer recherchiert David den Tod Barschels, der für ihn zur Obsession geworden ist. Für ihn steht fest, dass der frühere CDU-Politiker mit seinem Wissen mächtigen Leuten gefährlich wurde und deshalb sterben musste. Bei dem Versuch, das Verbrechen nachzuweisen, gerät sein Leben allmählich aus dem Lot. Der Reporter betrügt seine Frau und verbringt viel Zeit mit seiner Geliebten, der Journalistin Giselle (Antje Traue), die mehr über den Fall weiß, als sie sagt. Als er Verdacht schöpft, dass sein Freund Olaf Informationen über den Fall zurückhält, bricht er in das Büro seines Kollegen ein und verliert daraufhin seinen Job. Doch die Suche nach der Wahrheit treibt ihn weiter an.

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